10.12.2024: Heute um 11 Uhr veröffentlichte die OECD ihre internationale Grundkompetenzstudie Program for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC). Die Kompetenzen der Bevölkerung in Deutschland sind im Wesentlichen stabil geblieben, berichten das Bildungsministerium[1] und die Studienleiterin Prof. Beatrice Rammstedt vom Forschungsinstitut GESIS[2].

In der zeitgleich aus England gestreamten Veröffentlichung der OECD wird weiterhin deutlich, dass die Lesekompetenz in vielen anderen Ländern gesunken ist: Elf Länder haben signifikantes Absinken der Lesekompetenz ihrer erwachsenen Bevölkerung zu verzeichnen, in vierzehn Ländern bleibt sie stabil, nur in zwei Ländern zeigen sich Verbesserungen (OECD 2024, p. 101)[3].

Die Stabilität im Mittelwert der deutschen Bevölkerung geht mit einer leichten Spreizung einher: Die Gruppe der gering literalisierten Erwachsenen ist innerhalb von zehn Jahren von 17 auf 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung angestiegen. Auch die Gruppe der hoch literalisierten Erwachsenen ist von 11 auf 15 Prozent angestiegen (Rammstedt et al., 2024, S. 60). Es gelingt insofern noch nicht ganz, alle Bevölkerungsteile gleichermaßen mitzunehmen.

Die OECD weist weiter auf den schnellen technologischen Wandel hin, der bei hohen Grundkompetenzen besser gemeistert wird als bei geringen Grundkompetenzen (OECD 2024, S. 32). Im Zeitalter künstlicher Intelligenz werde eine Kultur des Lernens im Erwachsenenalter benötigt. Kompetenzen müssen im Erwachsenenalter erhalten und ausgebaut werden, weil sie sonst verloren gehen, argumentiert Andreas Schleicher (OECD). Ein solches Paradigma lebenslangen Lernens im Erwachsenenalter sei laut Schleicher besonders in den nordischen Ländern erkennbar.

Aus Sicht der Literalitäts- und Alphabetisierungsforschung in Hamburg ist es sehr zu begrüßen, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung sich deutlich für die Erwachsenen- und Weiterbildung engagiert. Dabei ist aktuelle Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung (2016-2026) hervorzuheben. Sie hat nicht nur Lesen und Schreiben im Blick, sondern richtet sich auch auf kritisches Denken, digitale Grundbildung und den sicheren Umgang mit künstlicher Intelligenz. Jüngere Befunde der Universität Hamburg bestätigen, wie notwendig dieser Ansatz ist: Die drei zentralen Gefahren generativer KI, Datenschutz, stereotype Verzerrungen und Falschmeldungen, sind besonders für Menschen mit weniger Übung eine Herausforderung[4] (Grotlüschen, Dutz, Skowranek 2024, p. 380-381). Daher gilt es, die Dekade zügig auszubauen und nach 2026 in ein innovatives Grundbildungsprogramm zu überführen.

Für Rückfragen zur deutschen PIAAC-Studie: Prof. Dr. Beatrice Rammstedt, PIAACPRESSE@gesis.org, Tel.: 0621-12 46-155

Für Rückfragen zur Stellungnahme des Arbeitsbereichs Lebenslanges Lernen der Universität Hamburg: Prof. Dr. Anke Grotlüschen, anke.grotlueschen@uni-hamburg.de, 0176 2384 7995

Zur Pressemitteilung des BMBF: [1] https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/pressemitteilungen/de/2024/12/101224-PIACC.html?view=renderNewsletterHtml

Zur Pressemitteilung der GESIS : https://www.gesis.org/institut/presse-und-medien/pressemitteilungen-detail/article/wie-kompetent-sind-die-erwachsenen-in-deutschland-oecd-studie-piaac-veroeffentlicht-erste-ergebnisse-1

Der Bericht der OECD (2024), Do Adults Have the Skills They Need to Thrive in a Changing World?: Survey of Adult Skills 2023, OECD Skills Studies, OECD Publishing, Paris, https://doi.org/10.1787/b263dc5d-en.

Der deutsche Bericht (2024): https://www.waxmann.com/index.php?eID=download&buchnr=4965


[1] https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/pressemitteilungen/de/2024/12/101224-PIACC.html?view=renderNewsletterHtml

[2] https://idw-online.de/en/news844512

[3] OECD (2024), Do Adults Have the Skills They Need to Thrive in a Changing World?: Survey of Adult Skills 2023, OECD Skills Studies, OECD Publishing, Paris, https://doi.org/10.1787/b263dc5d-en.

https://www.waxmann.com/index.php?eID=download&buchnr=4965

[4] https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/02601370.2024.2349657