Das Forschungsprojekt „LEO – Level-One Studie“ (auch LEO-Studie) fand zwar mit dem Ende der Projektförderung durch das BMBF Ende April 2013 seinen formalen Schlusspunkt, seine Ergebnisse werden aber auch weiterhin in der (Fach-)Öffentlichkeit diskutiert. Die Resultate der Studie haben großen Widerhall gefunden.

leo. – Presseheft (deutsch)

leo. – Presseheft (englisch)

Die LEO-Studie hatte das Ziel, ein Benchmark (dt. Bezugswert) zur Größenordnung des funktionalen Analphabetismus bei deutsch sprechenden Erwachsenen zu definieren. Zur Einordnung und Bewertung wurden Zusammenhänge zu bereits bestehenden Erhebungen zur Literalität, wie z.B. IALS hergestellt. Die Studie sollte nicht die Literalität der gesamten Bevölkerung ausdifferenzieren, sondern gezielt die Lese- und Schreibfähigkeit im niedrigsten Kompetenzbereich, dem so genannten ‚Level One‘ ermitteln.

Im Frühjahr 2011 wurden erste Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Kernaussage lautete damals: 7,5 Millionen Deutsch sprechende Erwachsene können nur so eingeschränkt lesen und schreiben, dass sie von voller selbstständiger gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen sind, bzw. häufig auf Unterstützung angewiesen sind.

Seit der Veröffentlichung dieser ersten Hauptergebnisse wurden weitere und differenziertere Resultate in einer Reihe von Buch- und Zeitschriftenbeiträge veröffentlicht. Zudem wurden LEO-Ergebnisse in einer langen Reihe von Vorträgen und Präsentationen auf Tagungen und Kongressen vorgestellt. Auch nach dem formalen Ende des Projekts fanden und finden weitere Vorträge statt.

Neben der differenzierten Quantifizierung des Phänomens ‚Funktionaler Analphabetismus in Deutschland‘ konnte die LEO-Studie einen weiteren wichtigen Beitrag zur Diskussion um funktionalen Analphabetismus liefern. Da die bisherige Forschung weitgehend auf Informationen von Teilnehmenden an Alphabetisierungskursen zurückgreifen musste, entstand ein verzerrtes Bild über die gesamte Adressatengruppe. Während nämlich die Beobachtungen aus den Kursen das Klischee zu stützen vermögen, bei funktionalen Analphabetinnen und Analphabeten handele es sich mehrheitlich um arbeitslose und sozial weitgehend isolierte Personen ohne Schulabschluss, zeigt die LEO-Studie ein differenzierteres Bild: Mehrheitlich stehen die Betroffenen im Berufsleben, haben weit überwiegend einen Schulabschluss und sind nicht in erkennbarem Maße stärker sozial isoliert als andere Teile der Gesellschaft.

Die Resultate sind online abrufbar als insgesamt 12 Newsletter, die so genannten LEO-News und als Pressebroschüre in deutscher und englischer Sprache (s.u.). Die zentrale Publikation ist der LEO-Ergebnisband ‚Funktionaler Analphabetismus in Deutschland‘, herausgegeben von Anke Grotlüschen und Wibke Riekmann, erschienen 2012 im Waxmann Verlag.

LEO wurde durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Das Projekt war an der Universität Hamburg angesiedelt und stand unter der Leitung von Prof. Dr. Anke Grotlüschen und Dr. Wibke Riekmann unter Mitarbeit von Klaus Buddeberg.  Als Kooperationspartner waren Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Rainer Lehmann von der Universität Berlin und Prof. Dr. Johannes Hartig vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung am Projekt beteiligt. Die Erhebung führte TNS Infratest Sozialforschung (München) durch.